Das The Good Food-Team. Heute: Claudia

von | 20. Apr. 2021 | Aus dem Team | 0 Kommentare

Etwa 100 Ehrenamtliche engagieren sich bei The Good Food. Hier könnt ihr uns besser kennenlernen: Im Blog stellen wir euch in loser Folge Mitglieder unseres Teams vor. Diesmal haben wir mit Claudia R. gesprochen. Sie verkauft die leckeren, geretteten Lebensmittel im Laden, hübscht sie auf, sortiert und stapelt Warenlieferungen und berät Kundinnen und Kunden, auch im Hinblick auf eine faire Bezahlung. Mehr erfahrt ihr im folgenden Interview.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in deinem Leben?

Ich versuche generell, sehr umweltbewusst zu leben. Zum Beispiel habe ich in meinem Leben nur zweimal ein Flugzeug von innen gesehen und besitze ganz bewusst weder Auto noch Führerschein. Alles über Nachhaltigkeit interessiert mich, auch in Bezug auf Lebensmittel. Obwohl ich schon lange sehr bewusst einkaufe, war mir lange nicht klar, wie schlimm die Verschwendung wertvoller Nahrungsmittel ist.

Wie kamst du zum Thema Lebensmittelverschwendung – und zu The Good Food?

Vor gut zwei Jahren habe ich einen Bericht in der Mediathek zu dem Thema gesehen und war erschrocken, wie viel überproduziert und systematisch vernichtet wird. In dem Bericht wurde auch The Good Food vorgestellt. Ich fand das direkt klasse und wollte unbedingt mal im Laden vorbeigehen. Es hat dann noch ein bisschen gedauert, weil ich im Rechtsrheinischen wohne und Ehrenfeld nicht gerade um die Ecke liegt. Aber eines Tages kam ich (zufällig) am Laden vorbei und habe die Gelegenheit genutzt, da einzukaufen.

Dann kam noch ein Zufall dazu: Letztes Jahr habe ich bei der Website der Freiwilligen-Agentur vorbeigeschaut, weil ich noch etwas freie Zeit sinnvoll nutzen wollte. Das erste Inserat war von The Good Food und da wusste ich sofort, dass ich mich auf die Anzeige melden und mitmachen möchte. Nach 1,5 Wochen habe ich das erste Mal meinen Ladendienst gemacht und bin nun seit einem guten halben Jahr dabei.

Wenn ich im Lager stehe und sehe, was alles auf dem Müll gelandet wäre, bin ich jedes Mal fassungslos. Zumal das, was wir retten, natürlich nur ein winziger Bruchteil von dem ist, was regelmäßig vernichtet wird. Durch diese Erfahrung habe ich noch einmal ein neues Bewusstsein für mein Einkaufs- und Verzehrverhalten gewonnen. So kaufe ich häufiger kleine Mengen und gehe bewusster mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) um. Mit seinen eigenen Sinnen kann man beispielsweise sehr gut überprüfen, ob diese Lebensmittel noch in Ordnung sind: einfach genauer anschauen, daran riechen und probieren. Das beste Beispiel war ein Joghurt, der sechs Monate drüber war. Er schmeckte einwandfrei – und auch mir ging es nach dem Verzehr noch gut. 😊

Es ist also sinnvoll, zu diesem Thema weiterhin aufzuklären

Ja, unbedingt. Ich merke es auch beim Ladendienst. Da tauchen immer wieder Fragen auf wie: „Dürft ihr abgelaufene Lebensmittel überhaupt verkaufen?“. Ich kann dann versichern, dass wir das ohne weiteres dürfen und lediglich über das nahende oder abgelaufene MHD informieren müssen. Es müsste viel mehr darüber aufgeklärt werden, wie lange die Sachen über das MHD hinaus noch essbar sind. Selbst in meinem Freundeskreis herrscht zum Teil noch Unkenntnis darüber.

Bei The Good Food wird ja nach dem „Zahl, was es dir wert ist“-Prinzip bezahlt …

Ja, das ist für viele erst einmal schwierig, mir ging es genauso. Aber es weckt auch Interesse fürs Thema. Wenn man die Zusammenhänge erklärt, sagen viele: „Das hab ich ja noch nie so gesehen!“ und fangen an, darüber nachzudenken, was eigentlich ein realistischer Preis für Lebensmittel wäre.

Ich selbst habe Freunde, die eine kleine Biolandwirtschaft in Unterfranken betreiben. Bei meinen Besuchen helfe ich auf dem Feld mit und weiß daher, wie lange es dauert, Gemüse aus dem lehmigen Boden zu holen oder wie viel Zeit und WoMan-Power für´s Unkrautjäten gebraucht wird. Wenn man dann sieht, wie wenig im Supermarkt dafür bezahlt werden muss, kommt man schon ins Grübeln.

Beim „Zahl, was es dir wert ist“-Preis werde ich immer sicherer und kann auch neue Kundinnen und Kunden besser beraten, wenn sie unsicher sind. Ich gebe ihnen Rückmeldung, wenn sie deutlich zu wenig oder auch deutlich zu viel gezahlt haben. Manchmal gebe ich auch eine Spanne „von … bis ….“ an beziehungsweise erkläre unser Konzept genauer, worauf die meisten Kundinnen und Kunden sehr positiv und manchmal auch ein bisschen erleichtert reagieren.

So hat man auch die Möglichkeit, je nach Geldbeutel mehr oder weniger zu geben

Tatsächlich kommt es gar nicht so selten vor, dass Kundinnen und Kunden deutlich mehr bezahlen als man erwarten würde. Manchen mag es finanziell nicht so viel ausmachen. Aber bei einigen habe ich schon den Eindruck, es tut ihnen ein bisschen weh, und sie machen es trotzdem. Das ist toll.

Manche, die eher wenig zahlen, sagen mir: Ich bin so froh, dass es diese Möglichkeit gibt! Ich habe im Moment nicht so viel, wegen Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit oder Ähnlichem. Einzelne nutzen unser Zahlprinzip leider manchmal aus und geben sehr wenig für große Einkäufe. Das Hinweisen auf einen fairen Preis finde ich dann nicht immer leicht und irgendwo auch unangenehm – möglicherweise für beide Seiten. Mit dem Hinweis auf unser Konzept und die viele ehrenamtliche Arbeit oder auch mal dem Verweis darauf, was ein vergleichbarer Einkauf im Supermarkt kosten würde, versuche ich die Situation zu klären. Die Meisten sind dann bereit, mehr beziehungsweise fairer zu bezahlen.

Neben dem Ladendienst übernimmst du noch andere Aufgaben bei The Good Food?

Ich helfe gerne in verschiedenen Bereichen mal aus, fahre zum Beispiel auf Touren mit. Kürzlich haben wir bei einem Anbieter große Mengen an Ware abgeholt, die sonst vernichtet worden wäre. Darunter waren Mandarinen im Netz, von denen jeweils nur eine schimmelig war, und Birnen und Melonen mit Druckstellen. Bis auf ganz wenige Früchte also alles noch ohne weiteres verzehrbar und lecker.

Was findest du bei The Good Food besonders motivierend?

Erstmal das tolle Team von Ehrenamtlichen – lauter supernetten Kolleginnen und Kollegen. Obwohl wir alle recht verschieden sind, haben wir auch viel gemeinsam und verfolgen dieselben Ziele.

Und ich finde einfach, dass es sich lohnt, Gedanken darauf zu verwenden, wie wir mit Nahrungsmitteln und der Umwelt umgehen. Wie wir es hinkriegen, auch unseren Kindeskindern und den danach kommenden Generationen die Welt lebenswert zu überlassen.

Ganz wichtig ist mir: Es muss nicht immer alles schön und genormt sein. Das gilt für Lebensmittel, aber auch für uns! In meiner Tätigkeit als Integrative Musik- und Lehrtherapeutin mache ich die Erfahrung, dass es ein ungeheures Potenzial ist und gut tut, kreativ und auch mal eckig zu sein – selbst wenn das manchmal etwas unbequemer ist. Durch meine jahrzehntelange Arbeit mit Menschen mit Behinderungen erlebe ich immer wieder aufs Neue, wie sehr vielfältige Menschen das Leben bunter und reicher machen!

 

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