Etwa 100 Ehrenamtliche engagieren sich bei The Good Food. Hier könnt ihr uns besser kennenlernen: Im Blog stellen wir euch in loser Folge Mitglieder unseres Teams vor. Diesmal haben wir mit Kathrin gesprochen. Für The Good Food fährt sie den Transporter auf Bauerntouren, und auch im Rahmen eigener cooler Projekte engagiert sie sich für eine nachhaltigere Gesellschaft. Hier erfahrt ihr mehr darüber.
Du bist im Rahmen deines Podcasts „Change & Perspective“ auf The Good Food gestoßen. Magst du zuerst etwas über den Podcast erzählen?
Genau, The Good Food kenne ich, seit ich vor über einem Jahr die Gründerin Nicole für meinen Podcast interviewt habe. Ich fand das Konzept so toll und wichtig, dass ich mich wenige Monate später entschieden habe, selbst mitzumachen.
Der Podcast entstand auf einer Reise, die ich zusammen mit meinem Freund gemacht habe. Damals habe ich meinen Job gekündigt und bin 1,5 Jahre lang um die Welt gefahren, um interessante lokale Projekte im Bereich Nachhaltigkeit zu finden und vorzustellen – vor allem zu nachhaltigem Reisen. Inzwischen lebe ich in Köln und meine Podcasts beschäftigen sich jetzt ganz allgemein mit Themen der Nachhaltigkeit.
Es geht immer um Lösungen und neue Perspektiven, um die Frage: Was muss sich systematisch ändern? Aber auch um die Psychologie dahinter, also: Was braucht es, damit wir etwas ändern? Jede Veränderung passiert ja am Ende durch Menschen, und nur wenn wir besser verstehen, was Menschen motiviert, können wir Wandel anstoßen.
Welche Erkenntnisse konntest du dazu schon gewinnen?
Ein zentraler Punkt ist, wie man kommuniziert. Beispiel Klimakrise: Durch einen Teil der Kommunikation kann das Gefühl entstehen, dass wir Menschen schlecht sind oder nichts verändern können. Das ist nicht motivierend. Ich denke, hier braucht es ein neues Verständnis vom Menschen. Sehr inspirierend fand ich dazu das Buch „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman, in dem er zeigt, dass Menschen grundsätzlich nicht schlecht sind, sondern sogar gerne Gutes tun. Wir brauchen aber bestimmte Bedingungen dazu. Um etwas zu ändern, muss man erstmal eine Vision haben, wo man hinlaufen will.
Die Menschen in den vorgestellten Projekten tun jetzt schon etwas für ein besseres Morgen. Ich mag es sehr, in Gesprächen die Perspektiven der Menschen zu hören und daraus zu lernen.
Was ist wichtig speziell für nachhaltiges Reisen?
Bei dem Thema gehe ich der Frage nach: Was passiert, wenn sich Menschen aus verschiedenen Kulturen begegnen? Welche Erwartungen habe ich auf Reisen, wie begegne ich Leuten?
Es braucht ein spezielles „Mindset“, Bewusstsein und Aufklärung, um wirklich voneinander lernen zu können. Anderen zuzuhören ist entscheidend, denn globale Probleme kann man nur global lösen.
Gerade Flugreisen und Nachhaltigkeit sind ja ein gewisser Widerspruch …
Ja, das war auch meine Anfangsfrage auf meiner Reise. Es ist ja ein Riesen-Privileg, Flugreisen machen zu können. Nur wenige Prozent der Menschheit sind überhaupt schon mal geflogen: 11% aller Menschen sind laut Daten aus 2018 schon geflogen, nur 4% davon international. Und dass es für uns so billig ist, liegt natürlich an einer einseitigen Politik, die Kerosin nicht besteuert, Treibstoffe in anderen Reiseformen dagegen schon.
Meiner Meinung nach sind Begegnungen wichtig, deshalb ist es für mich keine Lösung, gar nicht zu fliegen. Aber wir sollten uns fragen, wie wir das Reisen gestalten. Das heißt, einerseits das Fliegen reduzieren und andererseits ein Bewusstsein entwickeln: Was ist meine Intention bei der Reise, was ist mir wichtig, wie lange werde ich unterwegs sein, kann ich das Ziel eventuell auch anders erreichen?
Zu diesen und ähnlichen Themen gebe ich auch Workshops und leiste Aufklärungsarbeit, zusammen mit meinem kleinen Team von „Give & Grow“. Das Ziel ist, eine Transformation der Reise-, Tourismus und Volunteering-Industrie mitzugestalten – hin zu einem verantwortungsvollen System.
Kannst du von einer Reise-Begegnung erzählen, die dich persönlich besonders bereichert hat?
Ein sehr beeindruckendes Erlebnis hatte ich zum Beispiel auf der Insel Maio, die zu den Kapverdischen Inseln gehört. Vor Ort hatte ich von einer lokalen Organisation gehört, die sich um den Schutz der Meeresschildkröten kümmert. Ich habe ein Interview mit der Leiterin geführt und bin auch einmal mit auf Patrouille gegangen, um zu gucken, ob es auf den Stränden schon Zeichen von Schildkröten gab.
An diesem Projekt hat mich begeistert, dass es nicht nur darauf schaut, Schildkröten oder allgemein die Natur auf der Insel zu schützen, sondern auch die Menschen vor Ort mit einbezieht. Zuvor wurden die Schildkröten und ihre Eier nämlich von den Einheimischen gejagt, um sie zu essen oder zu verkaufen. Das war für sie ganz normal und eine wichtige Einnahmequelle. Die Organisation hat ihnen eine Alternative gegeben, indem sie rund 100 Einheimische als Strandpatrouillen eingestellt haben. Statt von der Jagd auf die Tiere leben sie nun vom Schutz der Tiere, was mega schön ist. Manche Einheimische führen auch Touristen an die Strände oder bieten ihnen Unterkunft in ihrem Zuhause an. Das eingenommene Geld bleibt dabei komplett bei ihnen.
Mir hat das sehr eindrucksvoll gezeigt: Nachhaltigkeit geht nur gemeinsam mit den Menschen. Und nur wenn Projekte von Leuten vor Ort ins Leben gerufen und gestaltet werden, denn sie kennen ihre Probleme und Lösungen am besten.
Vor deiner Reise hattest du zunächst einen eher klassischen Beruf
Ja, ich habe zuerst eine kaufmännische Ausbildung in einem Chemie-Großkonzern gemacht und dann dort gearbeitet. Mir war aber schnell klar, dass mir dieser Beruf keine echte Perspektive bietet, deshalb habe ich nebenher noch BWL und Wirtschaftspsychologie studiert und danach den Vollzeitjob gekündigt, um meine Weltreise anzutreten. Ich bin meinen eigenen Interessen und Werten gefolgt und habe mir selbst beigebracht, was ich sonst noch wissen musste.
Neben Podcast und Give & Grow findest du noch Zeit für The Good Food. Was machst du dort?
Da ich selbstständig bin, kann ich meine Zeit relativ frei einteilen und mich auch regelmäßig bei The Good Food engagieren: Ein bis zweimal im Monat fahre ich auf der Bauerntour den Transporter. Ich liebe es, neue interessante Teammitglieder und neue Gemüsesorten auf den Touren kennenzulernen. Auf dem Lammertzhof nachzuernten, hat mir ein neues Gefühl für Lebensmittel gegeben, und ich habe unglaublich viel gelernt.
Zum Beispiel habe ich es als sehr augenöffnend erlebt, mitzubekommen, wie viele Ressourcen schon bei der Lebensmittelerzeugung verschwendet werden. Manchmal können wir gar nicht alles mitnehmen, was auf dem Feld liegen bleibt, das ist schon krass. Ich habe vorher schon sehr wenig weggeschmissen, aber es ist nochmal was anderes, mitzubekommen, welche systematische Verschwendung dahintersteckt, lange vor den einzelnen Haushalten.
Wenn wir eintreffen, zeigen uns Heiner oder Thimo vom Lammertzhof meistens, wo wir nachernten können, und erklären uns genau, worauf wir achten müssen. Der Lammertzhof betreibt Bioland-Anbau, da wachsen um das Gemüse herum viele andere Pflanzen. Manchmal ist es gar nicht so leicht, zum Beispiel die Radieschen unter all dem anderen zu finden. Wir erfahren auch etwas darüber, warum das Gemüse nicht in den Handel geht: Kartoffeln zum Beispiel, weil sie nicht die richtige Größe haben, oder Salat, weil er schon gesprossen hat. Das ist super interessant.
Und was machst du gerne in deiner Freizeit?
Ich liebe es einfach, zu reisen und in der Natur zu sein. Auch Sport mache ich gerne draußen. Außerdem mag ich es, mich weiterzubilden, zum Beispiel über interkulturelle Kommunikation und Psychologie. Und natürlich, mich für Nachhaltigkeit und eine neue und nachhaltige Art des Reisens einzusetzen.
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