Das The Good Food-Team. Heute: Nicole

von | 20. Aug 2021 | Aus dem Team | 0 Kommentare

Etwa 100 Menschen engagieren sich bei The Good Food. Hier könnt ihr uns besser kennenlernen: Im Blog stellen wir euch in loser Folge Mitglieder unseres Teams vor. Diesmal haben wir mit unserer Gründerin und Geschäftsführerin Nicole gesprochen. Sie hatte vor etwa sechs Jahren die Idee zu The Good Food (damals fing alles mit einem Verkaufsstand an), und bis heute laufen bei ihr die Fäden zusammen. Das bringt jede Menge verschiedene Aufgaben und viel Verantwortung mit sich. Mehr erfahrt ihr im folgenden Interview.

Was ist dein Lieblingsarbeitsplatz bei The Good Food?

Meine Aufgaben sind sehr abwechslungsreich, gerade das finde ich so toll an meinem Beruf. Da ist es schwer, einen einzelnen Arbeitsort rauszugreifen. Auf jeden Fall ist die Arbeit in der Lagerhalle etwas ganz Besonderes für mich. Es ist immer wieder ein krasses Gefühl, in die große Halle zu kommen, weil man hier auf einen Blick sieht, welche Fülle an Lebensmitteln wir retten. Auch wenn das viele gerettete Gemüse, Obst und Brot hier gar nicht dabei ist, weil es direkt in die Läden gebracht wird.

Im Lager kann ich auch mal körperlich Einsatz zeigen – ein super Ausgleich zur Computerarbeit. Und ich genieße es, ganz in Ruhe die Ware zu sortieren und eine Struktur reinzubringen, in der sich auch andere zurechtfinden. Mir gefällt außerdem, dass hier alles etwas einfacher gestrickt ist als in anderen Arbeitsbereichen. Wenn wir zu mehreren hier sind – oft sind Florian und/oder Bernd aus dem Team mit dabei –, reicht eine ganz einfache, klare Kommunikation wie „Das muss da hin“ oder „Pack mal mit an“. Diese Einfachheit empfinde ich als total erholsam.

Toll ist auch, wie schnell man Erfolge sieht. Umstapeln, einen Stellplatz für die neue Lieferung vorbereiten … Da sehe ich das Ergebnis direkt räumlich. Und: Man ist gleich an der Quelle und kann die neuen Sachen probieren. 😊 Das mache ich übrigens auch gern abends in den Läden – auch sie sind Arbeitsorte, die ich sehr mag.

Wie oft machst du Ladendienst, und was gefällt dir besonders daran?

Feste Verkaufsschichten übernehme ich nicht mehr, weil ich gemerkt habe, dass mir die Zeit sonst woanders fehlt. Aber insbesondere im Laden in der Venloer überbrücke ich häufig Leerzeiten, etwa wenn jemand früher gehen muss.

Ich bin sehr gerne im Laden, weil da immer viel Leben ist und interessante Gespräche entstehen. Oft kommen Leute rein und freuen sich, mich dort anzutreffen, weil sie mich gern kennenlernen oder etwas fragen möchten. Der Laden ist also eine super Art, präsent und ansprechbar zu sein.

Mein dritter Haupt-Arbeitsort, das Homeoffice, ist in der Hinsicht völlig anders …

Im Homeoffice hast du ein riesiges Aufgabenspektrum, oder?

Ja, hier mache ich alles, wofür ich Ruhe brauche. Ich bin gerne zuhause, auch gerne alleine, und hier kann ich ganz konzentriert am Computer arbeiten. Zum Beispiel bin ich für die Akquise zuständig, beauftrage Speditionen und überlege mir, zusammen mit vielen anderen im Team, wie und wo wir all die tollen geretteten Lebensmittel unterbringen und unter die Leute bringen können. Außerdem denke ich darüber nach, wie man bestimmte Vorgänge verbessern kann, spreche mit der Presse und halte Vorträge über Lebensmittelverschwendung – in letzter Zeit wegen Corona meistens online. Außerdem gehören natürlich auch langweilige Dinge zu meinen Aufgaben, wie zum Beispiel das ganze bürokratische Gerüst, das eben auch nötig ist.

Vorträge gehören sicher zu den interessanten Aufgaben. Wer sind deine Zuhörer?

Ich werde zum Beispiel von Hochschulen wie der Uni Köln oder der Uni Lüneburg eingeladen, von Organisationen wie der Diakonie, der Caritas und der Verbraucherzentrale oder auch von Unternehmen. Dort erzähle ich übers Lebensmittelretten und generell zu Nachhaltigkeitsthemen. Ob in Unternehmen oder in Einrichtungen – meist treffe ich auf sehr interessierte Menschen, die viele Fragen stellen und Rückmeldungen geben. Auch bei den Organisatoren kommen die Vorträge immer super an. Ich höre oft, dass Lebensmittelverschwendung ein Thema ist, mit dem sich viele direkt identifizieren können.

Es ist ein bisschen schade, dass diese Events in Zeiten von Corona meistens online stattfinden müssen. Ich freue mich schon auf die Zeit, wenn man sich wieder „in echt“ sehen kann, in die Gesichter gucken, schöne Gespräche führen. Denn ich halte keine starren Vorträge, sondern versuche immer, auf die Zuhörer einzugehen. Oft entstehen dann direkt Unterhaltungen, das finde ich am besten. Bei Online-Schalten kann es etwas schwieriger sein, in den Austausch zu kommen.

Das ist mit Sicherheit mehr als ein Vollzeitjob. Deshalb verdienst du seit drei Jahren auch Geld damit, nicht wahr?

Ja, bis vor wenigen Jahren haben wir alle ausschließlich ehrenamtlich gearbeitet. Mittlerweile zahlen wir Gehälter aus, eines davon an mich. Es gibt noch drei weitere Teammitglieder, die sehr regelmäßig sehr viel Zeit investieren und die ein Gehalt bekommen. Nach und nach möchte ich die bezahlten Stellen ausbauen, aber auch das soll organisch passieren.
Alle anderen im Team engagieren sich ehrenamtlich, ohne diesen tollen Einsatz könnte es The Good Food gar nicht geben.

Was erlebst du bei deiner Arbeit als herausfordernd?

Die Kommunikation mit dem Team und generell die Unternehmensführung sind sehr komplexe Aufgaben, die ich oft herausfordernd finde. Ich habe das ja alles nicht an der Uni gelernt und muss immer dazulernen, um es auch gut zu machen. Mein Anspruch an mich selbst ist, mich stetig weiterzuentwickeln mit The Good Food – und dabei möglichst wenig schlaflose Nächte zu haben.

Was bereitet dir schlaflose Nächte?

Das kommt zum Glück nicht mehr oft vor. Früher konnte ich manchmal nicht schlafen, wenn eine Spedition eine Lieferung an der falschen Stelle zur falschen Zeit abgeladen hatte, was übrigens öfters passiert. Stellt euch mal fünf Paletten Saft mitten auf der Venloer Straße an unserem kleinen Laden vor. 😉 In solche Situationen bin ich mittlerweile reingewachsen, das stresst mich nicht mehr.

Es läuft eben nicht alles rund. Manchmal muss ich beispielsweise die Aufgaben des Bauernteams umwerfen, weil spontan große Abholungen anstehen. Das gilt es dann gut zu kommunizieren und sich gegebenenfalls auch mal beim Team zu entschuldigen.

Grundsätzlich merke ich: Wenn man so richtig schwere Aufgaben einmal anfängt, wird es bald besser. Ich mache sehr gute Erfahrungen damit, in schwierigen Situationen ganz offen das Gespräch zu suchen. Das klappt sogar bei den Behörden – die sind meist wirklich bereit, einem zu helfen.

Und was machst du gern in deinem Privatleben?

Natürlich identifiziere ich mich auch privat total mit The Good Food. Im Bereich Nachhaltigkeit liegen einfach meine Interessen und Werte, und die lebe ich auch.

Aber manchmal muss ich mein Privatleben auch ganz klar abgrenzen, und das war in den ersten Jahren gar nicht so leicht. Inzwischen gibt es mehr Leute im Team, darunter auch solche, die bestimmte Arbeitsbereiche übernehmen. So kann ich mich auch mal rausziehen und entspannt Urlaub machen. Zum Beispiel geh ich total gern wandern, mache dann mein Handy aus und genieße die Natur.

Überhaupt mache ich im Moment am liebsten ruhige Sachen, vielleicht weil in meinem Beruf so viel Flexibilität gefordert und immer so viel los ist. Ich kann stundenlang einfach am See sitzen und die Sonne genießen. Ich verbringe sehr gerne Zeit mit meiner Familie, bin aber auch gern alleine. Ich lese viel – allein im letzten Urlaub habe ich vier Bücher durchgelesen. Das genieße ich sehr: in eine andere Welt einzutauchen, in Gedanken an ferne Orte zu reisen.

Früher bin ich selbst super viel gereist, war vor allem in Asien unterwegs und habe dort viel erlebt. Gerade habe ich nicht so den Drang dazu, unter anderem wohl auch, weil ich nicht mehr fliegen möchte.

Was motiviert dich bei deiner Arbeit für The Good Food?

Ach, ich erlebe durch mein Tun einfach ganz viel Befriedigung. Erstmal gibt es die leckeren Lebensmittel, die ich auch gerne mit Freunden und Familie teile. Dann ist es schön, dass die Resonanz so positiv ist. Und natürlich ist es befriedigend, zu einer besseren Welt beizutragen, indem wir zeigen, dass man die vorhandenen Ressourcen viel mehr nutzen kann.

 

 

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