Erinnerungen an die Anfänge von The Good Food und die verschiedenen Stationen in Kölle – immer mit buntem Jemös im Gepäck.
Dreieinhalb Jahre rettet ihr mit uns nun schon gemeinsam Lebensmittel und das aktuell an drei verschiedenen Standorten in Köln: in Ehrenfeld, Sülz und im Agnesviertel. Wir finden, das ist ein tolles Beispiel dafür, was man gemeinsam mit Vielen erreichen kann, wenn man sich hinter ein wichtiges Thema klemmt. Einerseits mit unseren ca. 90 fleißigen ehrenamtlichen Helfer:innen und andererseits mit euch, unseren vielen überzeugten Kund:innen. An dieser Stelle ein lautes „Juchee“ auf alle Lebensmittelretter:innen.
Wir möchten ein großes Dankeschön an Nicole aussprechen. Für den zündenden Funken, die viele Zeit, Kraft und Energie, um solch ein Projekt zu realisieren und Menschen zusammenzuführen, und insbesondere für das „Dranbleiben“ in der Anfangsphase. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie das mit The Good Food alles so begann …
Erste Marktstände mit Lammertzhof-Jemös
„Unseren allerersten Marktstand hatten wir beim ‚Tag des guten Lebens‘. Das erste Mal in Sülz und damals noch mit Mitgründerin Ines Rainer zusammen. Die Visitenkarten wurden aus alten Obstkisten gebastelt, da musste dann auch mein WG-Mitbewohner ran und mithelfen: Aus alt mach‘ neu. Wir haben damals einfach viel ausprobiert – viele Marktstände, sogar einmal im Supermarkt, und eine Zeit lang haben wir auch Gemüsekisten ausgefahren“, erinnert sich Nicole und berichtet weiter: „Im Oktober 2015 ging es dann mit den Marktständen am „Weltempfänger“ in Ehrenfeld los. Schon damals mit buntem Jemös vom „Lammertzhof„, das wir immer morgens, vor dem Markt, geerntet haben. Im ersten Jahr gab es dort Massen an Möhren.“
Die langjährige Kooperation zwischen The Good Food und dem „Bioland Lammertzhof“ entstand, als Nicole auf die dort einmal im Jahr stattfindende „Offene Nachernte“ aufmerksam wurde. Besitzer Heinrich Hannen findet die Arbeit von The Good Food „klasse“: „Meine Motivation als Bauer ist gute und viele Lebensmittel anzubauen und die Leute damit zu versorgen. Wenn diese aus diversen Gründen nicht weggehen, dann tut mir das natürlich weh. Das ist ja nicht der Sinn, warum ich all die Arbeit investiere.“
Nicole erzählt: „Auch im Winter 2015 standen wir mit unserem selbstgebauten Marktstand wieder am „Weltempfänger“ und trotzten der Kälte mit unseren geretteten Leckereien. Schon damals wurde ich zu coolen Veranstaltungen eingeladen und durfte über The Good Food und das Lebensmittelretten erzählen.“ Bald darauf startete die Buttons-Produktion und es wurde weiterhin viel gebastelt, anstatt Neues zu kaufen. Bereits ein Jahr nach der Gründung erntete The Good Food dann mit der Nominierung für den Bundespreis „Zu gut für die Tonne“ bereits großes öffentliches Interesse.
Pop-up-Stores und Kürbismassen
Im Juli und August 2016 bezog das Team zum ersten Mal Räumlichkeiten zum Test: den ersten Pop-up-Store in der Wahlenstraße 10, in Ehrenfeld. Nicole dazu: „Schon damals besuchte uns Andrea von „Küchenpänz“ mit ihren Schulkids, um dort für ihre Kochschule einzukaufen. Zu dieser Zeit kam auch unsere heutige Teamleiterin Joana zu The Good Food.“ Bald darauf folgte der zweite Pop-up-Store bei Tosun in der „Markthalle Körnerstraße“ in Ehrenfeld und parallel dazu der dritte in der Maybachstraße, Neustadt-Nord von Oktober 2016 bis Januar 2017. „Durch die Pop-up-Stores hatten wir die Möglichkeit, in unterschiedlichen Veedeln unser Konzept zu testen. Das war ein super Einstieg für uns, auch um neue Kunden für unser Thema zu begeistern. Diese konnten uns dann durch ganz Kölle verfolgen“, resümiert Nicole.
Von Anfang an eine große Hilfe und stets mit dabei: Fotograf Simon Veith. „Durch seine nachhaltigen Fotos haben wir es schon in so viele Zeitungen geschafft“, verrät Nicole. „Die Medien wurden mit der Zeit immer interessierter. Zuerst kam die Kölnische Rundschau und machte lustige Gemüsefotos, danach sorgte das ZDF zum ersten Mal dafür, dass The Good Food bundesweit bekannt wurde.“
Anfang 2016 reichte noch der geliehene Kleinwagen der Tante, um zur Ernte zu fahren. Kurze Zeit später gingen Nicole, ihre Tante und der kleine rote Flitzer jedoch in den Kürbis-Massen unter. „Das ist sooo krass – diese Kürbisse waren fast alle noch essbar und solche Mengen wurden mehrmals im Monat entsorgt“, stellt Nicole fest.
Royales Bankett und sesshaft werden
Es folgten die ersten Veranstaltungen mit coolen Musikern, geretteten Getränken und gelegentlich auch zubereitetem Essen – und dann der Clou: Nicole wird zum Essen mit der dänischen Prinzessin Marie eingeladen. Sie berichtet: „Damit ich in Kopenhagen mobil sein konnte, sponserte mir „Larry vs. Harry“ ein schickes Lastenrad. Auf der abendlichen Veranstaltung saß ich dann in einem Workshop mit einem der CEOs eines großen Süßwarenherstellers und war sprachlos, dass er der Meinung war, ein Unternehmen zu führen, das sich ausreichend mit Nachhaltigkeit auseinandersetzt.“
„Echt krass, was wir schon alles gerettet haben und es gäbe noch so viel mehr zu erzählen“, beendet Nicole ihren Rückblick. Wie ihr wisst, fand The Good Food dann im Februar 2017 seinen festen Wohnsitz in der schönen Venloer Straße 414.
2020 haben wir dann gleich zwei wunderbare Kooperationen hinzugewonnen: Seit April sind wir wieder wie ganz zu Anfang in Sülz zu finden, im Büdchen Casablanca. Wegen großer Nachfrage sogar auch dort mit frischen Lebensmitteln. Mit unserem Stand im Iglu des Organic Fashion Store „Kiss the Inuit“ gibt es uns nun auch wieder im Agnesviertel. Dort findet ihr neben geretteten und fairen Klamotten nun auch allerlei gerettete Leckereien von uns.
Wir sind stolz, auf eine so bunte und erlebnisreiche Zeit des Lebensmittelrettens zurückblicken zu können und gespannt, wo es uns noch überall hin verschlägt. Bleibt gesund und kommt uns besuchen!